Rasen mähen   Über Alter, Freundschaft, Sehnsucht und Verstehen   Wann haben Sie zuletzt ein Buch gelesen, das Ihnen ein glückliches Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat? Schon lange nicht? Dann wird es Zeit für Thomas Sautners neuen Roman „Nur zwei alte Männer“. Diese beiden nämlich, der ehemalige Starfotograf Joseph Wasserstein und der Tänzer Hakim Elvedin wohnen mit aneinander grenzenden Gärten am Rande Wiens und verstehen sich im Spätherbst ihres Lebens ohne viele Worte. Freunde und Nachbarn eben. Mit ihrem Alter gehen sie gelassen um. Eines Tages bringt die Kunsthistorikerin Julia Stern (52) einen frischen Akzent in das gemütlich eingefahrene Leben der beiden alten Knaben. Unter dem Vorwand, eine Dokumentation über Josephs Fotografen-Karriere schreiben zu wollen, bittet sie ihn um ein Gespräch – und sucht die beiden dadurch merklich aufgekratzten Männer nach einem etwas rumpeligen Beginn von nun an regelmäßig auf. Es entsteht eine wunderbare Sommer-Freundschaft zwischen den dreien. Die Wahrheit dahinter aber ist, daß Julia heimlich herausfinden will, ob Joseph vielleicht ihr leiblicher Vater ist, denn es gibt Anzeichen dafür, daß das sein könnte.   Thomas Sautner gibt seinem Roman fast genau in der Mitte eine überraschende Wendung, eine Zäsur, die in Büchern anderer Autoren vielleicht alles um die Protagonisten radikal verändert hätte. Nicht hier, als eines Abends das Auftauchen eines gigantischen außerirdischen Objekts die Welt wochenlang in Atem hält und Rätsel aufgibt. Zwar stehen die drei auch ein wenig im Bann des Unbekannten, weil sie begreifen, daß es in der unerforschten Weite des Universums ganz offensichtlich mehr und höhere Intelligenz gibt, als die überraschte, nicht einmal merkbar verunsicherte Menschheit erfassen kann. Unsere drei treibt dabei vor allem eine heitere Neugier danach an, was dahinter stecken könnte. Wie der Besuch aus dem All weitergeht, wie unsere drei Freunde – denn sie werden durch ihr einnehmendes Wesen auch unsere Freunde – sich zu- und miteinander weiter entwickeln, ob Julia herausbekommt, ob Joseph ihr Vater ist … diese und andere sind Fragen, die der liebens- und lesenswerte Roman ihnen beantwortet. Ich werde das hier nicht tun. Es ist ein anrührendes, versöhnliches Buch über das Alter, über Freundschaft, Sehnsucht und das Verstehen, frei von Sentimentalität, aber reich an wunderbaren Gedanken, Dialogen und feinen Pointen. Es hat Tiefgang und ist dabei zugleich  federleicht. Joseph Wassersteins Exkurs über das Wesen der  Porträtfotografie ist eine Perle. Thomas Sautner hat für diesen Roman nur allzu berechtigt unser Prädikat, den Musenkuß verdient. Sehr zu empfehlen.   Thomas Sautner – „Nur zwei alte Männer“ © 2023 Picus Verlag, 172 Seiten, gebunden, Schutzumschlag – ISBN: 9783711721327 22,- €   Weitere Informationen:  www.picus.at